Bildung am Limit
Die Schule soll ein Ort der Zukunft sein – ein Raum, in dem junge Menschen wachsen, entdecken, lernen und sich entfalten können. Doch immer häufiger erleben wir Eltern, dass dieser Anspruch zur Illusion verkommt. Die Realität an unseren Schulen ist alarmierend, und es braucht keinen Blick in Statistiken oder Berichte: Unsere Kinder spüren es täglich.
Überall herrscht Lehrermangel. Unterricht fällt aus, Vertretungskonzepte stoßen an ihre Grenzen, und engagierte Lehrkräfte stemmen tagtäglich Aufgaben, für die es doppelt so viele Kolleginnen und Kollegen bräuchte. Pädagoginnen und Pädagogen sind erschöpft – nicht, weil sie weniger wollen, sondern weil sie längst mehr geben, als ihnen zugemutet werden dürfte. Sie halten das System noch am Laufen, doch wie lange kann das gutgehen?
In dieser Krise wachsen Eltern und Fördervereine über sich hinaus. Wir organisieren Förderunterricht, unterstützen mit Spenden, springen ein, wo der Staat ausfällt. Doch ehrenamtliches Engagement darf kein Ersatz für staatliche Verantwortung werden. Wie lange können Familien die strukturellen Defizite noch auffangen – psychisch, zeitlich, finanziell?
Es mangelt nicht nur an Menschen, sondern auch an Mitteln. Marode Schulgebäude, defekte Toiletten, fehlende digitale Ausstattung – vielerorts ist die Lernumgebung unserer Kinder nicht nur unzeitgemäß, sondern beschämend. Wie sollen junge Menschen in Räumen lernen, die ihnen nicht einmal grundlegenden Respekt entgegenbringen?
Morgen verabschieden wir unsere Viertklässlerinnen und Viertklässler. Sie lassen die Grundschule hinter sich und treten ihren nächsten großen Schritt an – den Wechsel auf weiterführende Schulen. Hinter ihnen liegen vier prägende Jahre voller Lernen, Freundschaften und persönlichem Wachstum.
Wir möchten an dieser Stelle allen Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen unseren Respekt und unsere Anerkennung aussprechen: Ihr habt euch mit Neugier, Mut und Ausdauer auf euren Bildungsweg eingelassen – und ihr habt ihn gemeistert. Für euren neuen Lebensabschnitt wünschen wir euch offene Türen, gute Lehrerinnen und Lehrer, echte Unterstützung – und ein System, das euch verdient.
Dieser Abschied erinnert uns zugleich daran, worum es wirklich geht: um die Zukunft unserer Kinder. Sie haben ein Bildungssystem verdient, das sie nicht ausbremst, sondern trägt.
Unsere Forderung ist klar:
Wir brauchen sofortige Investitionen in den Bildungssektor – und zwar nicht als symbolische Gesten, sondern als umfassenden politischen Kurswechsel. Wir fordern:
- – Eine spürbare Erhöhung der finanziellen Mittel für Schulen
- – Eine Offensive zur Ausbildung und Einstellung neuer Lehrkräfte
- – Den Abbau bürokratischer Hürden, damit Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird
- – Eine zeitgemäße Ausstattung der Schulen in Infrastruktur und Materialien. Bildung darf kein Posten sein, an dem gespart wird. Bildung ist keine Option – sie ist ein Grundrecht. Wer hier kürzt, kürzt an der Zukunft unseres Landes.
Lassen wir nicht zu, dass die nächste Generation für politische Versäumnisse bezahlt. Unsere Kinder haben mehr verdient als Notlösungen. Sie verdienen Perspektiven, Förderung – und ein Bildungssystem, das ihnen gerecht wird. Als Eltern stehen wir bereit, uns einzubringen, mitzugestalten und den Dialog zu suchen. Aber wir erwarten, dass unsere Stimmen gehört werden. Für unsere Kinder. Für die Gesellschaft von morgen.
In diesem Sinne wünschen wir allen Schülerinnen und Schülern, besonders allen Lehrkräften und natürlich uns Eltern von Herzen schöne Sommerferien – und vor allem: eine wohlverdiente Zeit der Erholung.
Steffen Zander & Danielle Schneider
Elternvertreter